Obwohl nach dem Ende des 1. Weltkrieges gemäß dem Versailler Vertrag alle deutschen Kolonien abgetreten werden mussten, unterstützte die Weimarer Republik, die dort noch immer lebenden Deutschen vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Schließlich stellten sie als Rohstofflieferanten und Abnehmer von Industrieerzeugnissen einen wichtigen Handelszweig sicher. Der Gedanke, dass diese – nun ehemaligen Kolonien – eines Tages vielleicht doch zurückgewonnen werden könnten, war bei dem Vorschlag, eine Deutsche Koloniale Frauenschule in Rendsburg zu gründen, maßgeblich. Die am Kaiser-Wilhelm-Kanal, heute Nord-Ostsee-Kanal, gelegene „Kolo“ bildete ab 1927 junge Frauen zwischen 18 und 25 in haus- und landwirtschaftlichen Berufen aus, denen sie in den ehemaligen deutschen Kolonien, besonders in Afrika, nachgehen wollten.
Die Ausbildungsinhalte der Schule waren mit dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstarkenden Kolonialismusgedanken assoziiert. Daher war nicht nur die Vermittlung von Kompetenzen in Handwerk, Haushalt, Landwirtschaft und Hygiene fester Bestandteil des Lehrplans, sondern auch die Pflege des Deutschtums. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden auch „rassenkundliche Belehrungen“ Teil des Unterrichtsstoffes.
Ab 1930 übernahm Karl Körner als Direktor die Leitung der Frauenschule, der die für den Kulturhackathon Coding da Vinci als Digitalisate zur Verfügung gestellten Fotoalben anlegte. Die Fotografien geben einen Einblick in den Schul- und Unterrichtsalltag sowie die Freizeitgestaltung und zeigen das Gebäudeensemble am Gerhardshain, in dem die Frauenschule untergebracht war. Die Abbildungen spiegeln aber auch die besondere Verbundenheit zur Reichs- und Kriegsmarine wieder, da die Schülerinnen die in nächster Nähe passierenden Kriegsschiffe stets freudig begrüßten.
Nach nicht einmal 20 Jahren wurde der Schulbetrieb im Oktober 1945 eingestellt. Dennoch gilt die koloniale Frauenschule als besonders beispielhaft für die in den ausgehenden 1920er und vor allem im Dritten Reich vorherrschende Ideologie, zu deren Kernelementen der völkische Nationalismus, Kolonialrevisionismus, Rassismus und ein sehr ambivalentes Frauenbild zählen.
Signatur: Album 250 / Album 251
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